50. Weltmeisterschaft und Intersteno-Kongress

 

Teil 1 - Die Wettbewerbe

Nach zwei Jahren war es wieder soweit: Die Weltmeisterschaften in Tastaturschreiben, Praxisoriertierte Verarbeitung und Stenografie sollten ein weiteres Mal eröffnet werden. Diesmal in einem etwas südlicheren Land als Belgien vor zwei Jahren, in Ungarn – und zwar direkt in seiner wunderschönen Hauptstadt Budapest.

In Deutschland herrschte gerade eine unerträgliche Hitzeperiode, da war der geneigte Teilnehmer doch durchaus froh, endlich in ein Land mit noch höheren Temperaturen einreisen zu können. Bei der Landung am Budapester Flughafen morgens um 10 kam die erschreckende Nachricht vom Flugkapitän: Unten herrscht eine Temperatur von etwa 30 Grad. Na super – und das schon vormittags.

Das erste, was dem Deutschen sofort am Flughafen auffällt ist die fremde Sprache. Ganz viele „ö“s und „ü“s irgendwie aneinander gereiht, gemischt mit „s“, „sz“ „c“, „cz“ und „j“. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen sieht man irgendwelche  Accents, wahllos auf die Vokale verteilt. Eins war sicher: Aus der Sprache würde so schnell niemand schlau werden.

Die Budapester Uni bot Platz für alle Wettbewerbe und stellte die Aula für die Willkommensfeier sowie die Siegerehrung. Eine sehr noble und vor allem alte Uni, an den Decken hingen teilweise sogar Kronleuchter - da kann sich Frankfurt durchaus eine Scheibe (oder gerne mehr) von abschneiden...

Nach der Eröffnung des 50. Intersteno Kongress in Budapest mit diversen Tanzeinlagen und dem traditionellen Fahnenmarsch war kurz Zeit für einen kleinen Sektempfang mit trockenem Gebäck (super bei der Hitze, da bekam man gleich noch mehr Durst) und künstlich schmeckendem Kuchen.

Anschließend ging's endlich weiter zum ersten Wettbewerb – PTV. Würde er nicht schon längst zu meinen Lieblingswettbewerben gehören, hätte er diesen Platz ab jetzt fest. Denn als wir vollkommen durchgeschwitzt den Raum betraten wartete eine Erlösung auf uns: Der kleine dachgeschossige Raum war klimatisiert! Halleluja. So ließ es sich wenigstens konzentriert arbeiten – wenn wir auch trotzdem durchfielen. Die Aufgaben bei der WM sind um circa 100 Prozent anspruchsvoller als bei den Deutschen Meisterschaften. Nicht mal die Farbe ließ sich einfach einstellen sondern brauchte die Ziffern der RGBs. Wie oft ich diese Zahlen eingegeben habe, weiß ich nicht mehr, jedenfalls konnte ich sie noch tagelang danach auswendig. Genutzt hatte es mir nichts, denn egal was ich auch machte: Mein roter Kreis wurde einfach nicht grün. So oft ich es auch versuchte, aber wenn Word nicht will, dann will Word nicht. Die Korrektoren müssen sich gedacht haben, ich sei farbenblind oder hätte eine Rot-Grün-Schwäche. Na ja.

Der nächste Wettbewerb versprach weniger Patzer: 30-Minuten-Schreiben und nachmittags Autorenkorektur. Kein Problem für uns alte Hasen. Das einzige Problem war mal wieder das Wetter. Über 30 Grad – und das schon um 9 Uhr. Unser Durchgang war um halb zehn, das Problem daran war nur, dass es bereits der zweite Durchgang und die Luft im Saal deshalb schon weggeatmet war. So etwas war mir noch nie passiert. Ich stand fünf Minuten im Raum und der Schweiß brach mir aus, lief über Stirn und Rücken. Während des Schreibens wurde es nicht besser. Die Aussage: „Vom Schreiben habe ich nicht viel mitgekriegt, ich war viel zu konzentriert, dass der Schweiß nicht auf die Tastatur tropfte“, beschreibt unser aller Gemütszustand wohl am besten.

Als am Nachmittag die AK anstand, waren wir alle schon etwas benebelt. Im Raum herrschte durch die zusätzlichen Computer eine unheimliche Hitze, an Luft war gar nicht mehr zu denken. Das Glasdach machte die Sache nicht wirklich besser.

Noch eine weitere Hiobsbotschaft brachte die Laune endgültig auf den Nullpunkt: Die Sticks für die Aks waren verschwunden! Geklaut hieß es. Aber bitte wer klaut denn 100 Sticks? Kann man die in Ungarn teuer verkaufen weil Mangelware? Man weiß es nicht. Jedenfalls suchten die Helfer dringend Leute mit USB-Sticks, am Ende klappte der Wettbewerb dann doch noch – war allerdings mäßig erfolgreich.

Zu guter Letzt stand noch die Stenografie an. Für mich, die bisher stets P1 geschrieben hatte, sollte die P2 bei der Weltmeisterschaft eine neue Herausforderung werden. Ein bisschen aufgeregt war ich schon. Na gut, der Stift zitterte ziemlich in meiner Hand – wird aber wohl der überaus klirrenden Kälte geschuldet sein. Hust. Da ich mit Abstand die Jüngste in dem Raum war, hatte ich außerdem das Gefühl, alle anderen starrten mich verächtlich an mit dem Gedanken: „Was will die denn hier?“ Ungemein beruhigend für Neueinsteiger wie mich. Fürs Bestehen hat es dann doch nicht ganz gereicht, beim nächsten Mal dann.

Insgesamt waren die Wettbewerbe recht gut organisiert, leider machte die Hitze aber so gut wie allen zu schaffen und hemmte ein wenig die Leistungsschwelle. Außer natürlich für die Tschechen, die mit gut 46 Medaillen nach Hause fuhren. Hitzeresistenz oder einfach eiserne Disziplin? Auf jeden Fall beneidenswert.

Deutschland ließ sich aber auch nicht lumpen, holte zwei Medaillen mit Stefanie Wiele in der PTV und Annemarie Mersch in der Kombinationswertung.

Am Ende der Siegerehrung sagte Danny Devriendt genau das, was ich auch perfekt als Schlusswort verwenden kann: „See you all in Berlin 2017!“

Annalena Barnickel

 

 

Teil 2 - Rahmenprogramm und Ausflüge

Es sind die 50. Weltmeisterschaften und der VKMB ist in Budapest unterwegs.

Wir waren eine kleine Gruppe (Familie Barnickel, Sabine Fischer, Jasmin Hering mit Freund Jürgen, Petra Schreiber und Mann Michael, Uwe Schwab und Frau Stegner mit Partner Andrea) und verbrachten eine Woche im sehr zentral gelegenen Hotel Metropol.

Die Straßenbahnen, Busse und die Metrostation (fast) direkt vor der Tür erleichterten unsere Ausflugmöglichkeiten erheblich. Der kleine Supermarkt nebenan verpflegte uns mit kalten Getränken, die reichlich eingekauft wurden, weil in dieser Weltmeisterwoche die Temperaturen in Budapest neue Sommerrekorde von bis zu 40 Grad erzielten. Die Klimaanlage im Hotel erreichte ihre Grenzen und wir durften dann auch nachts mal mehr oder weniger schwitzen.

Unser erster Erkundungstag führte uns über die Einkaufsstraße Vaci Straße Richtung Universität (hier fanden die Wettbewerbe und die Siegerehrung statt – ausführliche Berichterstattung hierzu von Annalena Barnickel). Hier findet man kleinere und größere Geschäfte und einige Touristen. Die Markthalle neben der Universität haben wir auch besucht. Diese Großmarkthalle bietet frische Früchte und spezielle ungarische Lebensmittel sowie volkstümliche Waren und Souvenirs. Diese Fülle an roten, gelben, rotgelben und grünen Paprikas ist bezaubernd. Im Untergeschoss verkauft man „saures“ Gemüse, lustig eingeweckt, d.h. man wird von „Gemüse-smiley“ angelacht.  Im ersten Stock findet man auch diverse Lángos (einem Fladen aus Hefeteig, welcher in Fett gebacken wird und mit Sauerrahm oder Schafskäse oder Letscho belegt ist). Letscho begegnet uns täglich, diese Mischung aus geschmorten Zwiebeln, Paprika und Tomaten ist typisch ungarisch.

In der Stadt findet man an kleinen Buden immer auch mal den sog. Baumstriezel (ungarisch Kürtoskalács), ein aus Hefeteig gebackener Kuchen, deren Form auf Hölzern gerollt und mit Zucker und Zimt gewürzt wird. Die ungarische Küche hat uns in dieser Woche unter anderem mit Debreziner, Gänseleber, Gulasch, Zöpflenudeln und natürlich Palatschinken kulinarisch verwöhnt und begeistert. Bereits morgens im Hotel gab es Letscho zum Rührei und Gemüsesticks in einer Art Yoghurt-Dip – lecker! Im Paprikaland Ungarn würzt man mit Salz und Paprika statt Salz und Pfeffer. Das Paprikapulver gibt es in edelsüß oder rosenscharf und ein MUSS für jeden Touristen, ein kleines „Säckchen“ als Mitbringsel zu verschenken.

Nach gutem Essen tut auch Bewegung gut. Obwohl die Hitze in Budapest unsere Laufmotivation stark behinderte, wurde diese Stadt also per Straßenbahn, Bus und Metro erobert. Die vier Metrolinien sind sehr unterschiedlich in den Punkten Bequemlichkeit, Moderne und technischer Ausstattung, aber stets fleißig alle paar Minuten für uns bereit. Besonders attraktiv war auch ein Bummel entlang der Andrássy-Straße, die Prachtstraße in Budapest schlechthin. Sie ähnelt einem französischen Boulevard und verläuft bis zum Heldenplatz. Unter dieser Straße verläuft die Metro M1, die 1896 in Betrieb genommene, erste U-Bahn des europäischen Festlands.

Hinter dem Heldenplatz findet man einen schönen Park mit der Burg Vajdahunya, dem Zoo, dem Szechenyi-Bad und dem Restaurant Gundel. In unserer WM-Woche war auch das Wetter weltmeisterlich heiß, die Sonne war gnadenlos. Etwas Erfrischung bot sich uns auf der Margareteninsel in einem Freibad sowie ein Besuch eines Thermalbades – diese nostalgischen Bäder findet man nur hier – eine Badkultur, die uns erfreute.

Eine etwas andere Art der eiskalten Erfrischung fanden wir in der Einkaufsstraße in der ICEBAR – hier ist es minus 1 Grad. Man wird mit einem Eskimoponcho angezogen und trinkt einen eiskalten Minicocktail aus einem Trinkbecher aus purem Eis – kalte Finger inklusive. Die Rückkehr auf die Straßen Budapests mit 40 Grad Außentemperatur ließ den angenehmen Kühleffekt rasch verschwinden…

Nach dem Wettschreibwochenende erwartete uns Montagnachmittag ein dreistündiger Stadtspaziergang. Wir wurden von zwei stadtkundigen Reiseführerinnen vom Hotel, durch das jüdische Viertel mit der größten Synagoge Europas und das Regierungsviertel Richtung Parlament begleitet. Dabei versuchten wir möglichst immer auf der Schattenseite zu stehen und Bauwerke zu bestaunen und entdeckten dabei die Sonnenseiten dieser Stadtviertel. Auf dem Weg zeigte man uns auch eine sogenannte „Ruinenkneipe“ Szimpla Kert, die wir an einem der nächsten Abende für ein paar eiskalte Biere nutzten. Das Ziel Parlament war noch einmal richtig beeindruckend, ein sehr schöner Platz, tolle Architektur sowie der Blick zur Donau. Das Parlament selber haben wir ein paar Tage später mit einer kleinen Führung besichtigt. Die anschließende Wachablösung vor dem Parlament wurde aufgrund der starken Hitze etwas verkürzt, sorgte aber für eine kurze unterhaltsame und musikalische Abwechslung.

Die Donau haben wir von beiden Uferseiten aus genossen und natürlich auch per Schiff: einige von uns mit einer kombinierten Stadtrundfahrt Bus und schwimmenden Bus auf der Donau! Andere auf einem Schiffsauflug zu dem Künstlerdorf Szentendre und alle an Bord des Restaurants Columbus. Hier bot sich uns ein schöner Blick auf die Burg und die Lichter der Nacht Budas. Auf der östlichen Seite liegt Pest, die westliche, bergige  Seite mit der Burg ist Buda. Das Burgviertel ist eine der wichtigen und großen Sehenswürdigkeiten. Wir sind mit der Standseilbahn auf den Berg gefahren und haben einen Rundgang unternommen. Hier besichtigten wir den Burgpalast und das Burgviertel mit vielen interessanten Orten und Plätzen, wie z. B. die Fischerbastei und die Matthiaskirche.

Sehens- und besuchenswert sind auch einige schöne alte Caféhäuser in Budapest. Wir waren auf Empfehlung in einem Buchladen im ersten Stock in einem wunderschön verspiegelten Saal und haben eine von diesen tollen selbstgemachten Limonaden getrunken, die es hier in Budapest (fast) überall gab. In der Nähe vom Hotel ist das Café New York, da muss man auch hin - einfach die Atmosphäre und beispielsweise einen perfekten Eiscafé genießen.

Budapest ist ein Reisetipp für alle, die noch nicht da waren! Es gibt so Vieles zu sehen, erleben, schmecken, fühlen, genießen, bewundern und bestaunen! Ich hoffe hiermit, die Reiselust geweckt zu haben!

Die nächsten Weltmeisterschaften finden 2017 in Berlin statt – also nichts wie hin, unsere Hauptstadt erobern und Bestleistung schreiben!

Jasmin Hering

 

Hier geht es zu den Fotos ...

 

Ergebnisse der Wettschreiber aus Vereinen des Hessischen Stenografenverbandes e. V. (Wettschreiber des VKMB in Rot-Schrift):

 

Tastschreiben ("Text production")
(Anschläge pro Minute / Fehlerprozent / Punkte)

Standardklasse ("Seniors")

11.

Patrick Sahm
(
552,7 / 0,036 / 15.982)

24.

Nicole Csermak (ZVB Obertshausen; jedoch für Österreich angetreten)
(490,8 / 0,054 / 13.923
)

41.

Angelika Barnickel
(
429,6 / 0,101 / 11.589)

59.

Brigitte Stegner
(
369,1 / 0,145 / 9.472)

61.

Petra Schreiber
(
378,0 / 0,203 / 9041)

 

Textbearbeitung ("Text corrections")
(Korrekturen / Fehler / Punkte)

Standardklasse ("Seniors")

Jugendklasse ("Juniors")

12.

Patrick Sahm (ZVB Obertshausen)
(
133 / 7 / 9.800)

13.

Roman Hoos (StMV Neukirchen)
(
116 / 4 / 9.600)

13.

Angelika Barnickel
(111
/ 3 / 9.600)

16.

Nicole Csermak (ZVB Obertshausen; jedoch für Österreich angetreten)
(
128 / 7 / 9.300)

56.

Brigitte Stegner
(61 / 3 /
4.600)

56.

Petra Schreiber
(61
/ 3 / 4.600)

60.

Uwe Schwab
(81 / 5 / 4.100)

61.

Sabine Fischer
(65 / 5 / 4.000)

21.

Annalena Barnickel (ZVB Obertshausen)
(96 / 10 / 4.600
)

 

Professionelle Textverarbeitung ("Word Processing")
(Prozentanteil der erreichbaren Punkte)

Standardklasse ("Seniors")

11.

Patrick Sahm (ZVB Obertshausen)
(
74,5)

13.

Roman Hoos (StMV Neukirchen)
(
69,0)

 

"Audio Transcription" (keine deutsche Wettbewerbsentsprechung)
(Buchstaben / Fehlerprozent /
Punkte)

Standardklasse ("Seniors")

28.

Patrick Sahm (ZVB Obertshausen)
(4.317 / 0.347 /
3.567)

 

Kurzschrift ("Shorthard/Speech capturing - graphic")
(Geschwindigkeitsklasse / Strafpunkte / Silben)

Standardklasse ("Seniors")

21.

Uwe Schwab
(C3 / 11 /
195
)

24.

Angelika Barnickel
(C3 / 13 /
195
)

30.

Brigitte Stegner
(C3 / 23 /
195
)

 

Kombinationswertung ("Combination list")
(Differenz zu der jeweiligen Wettbewerbsbestleistung] in Prozentpunkten der Wettbewerbe

Schnellschreiben / Textbearbeitung / Professionelle Textverarbeitung / "Audio Transcription" / Kurzschrift / Total)
Hinweis: In die offizielle Wertung sind auch die Prozentpunkte anderer Wettbewerbe eingeflossen, in denen die HStV-Schreiber jedoch nicht angetreten sind)

Standardklasse ("Seniors")

19.

Patrick Sahm (ZVB) Obertshausen)
(0,172 / 0,182 / 0,543 / 0,824 /
1,701)

35.

Angelika Barnickel
(0,641 / 0,197 / 0,000 / 0,750 /
1,588)

51.

Brigitte Stenger
(0,922 / 0,848 / 0,000 / 0,938 /
2,708)

 

nach oben