Weltmeisterschaften 2013

 

Im traumhaft schönen und auf jeden Fall sehenswerten belgischen Gent fand im Juli 2013 der 49. Intersteno-Kongress statt. Bei dieser WM war der VKMB - erstmals mit meiner „Unterstützung“ - dabei. Das „VKMB-Wir“ bedeutete Petra Dischinger, Angelika Barnickel, Andreas Barnickel (als Schlachtenbummler), Uwe Schwab, Brigitte Stegner und meine Wenigkeit - OK, und zVbKMB‘lerin Annalena Barnickel war natürlich auch mit von der Partie.

 

Samstag, 13. Juli: In Gent angekommen lief ich zunächst zum Artevelde University College, campus Kantienberg, dem Hauptveranstaltungsort. Viele internationale Teilnehmer waren schon dort und man fühlte sich etwas an das babylonische Sprachgewirr erinnert - das lag wohl auch daran, dass Südkorea diesmal Partnerland war, so dass auch viele asiatische Sprachen zu hören waren.

Die Registrierung war effizient organisiert, so dass ich mich zügig zum Hotel auf den Weg machen konnte. Dort angekommen, verabredete ich mich mit Barnickels, die fast schon in Gent waren, auf dem Kantienberg. Unterwegs machte ich die ersten Fotos (und war im Nachgang froh, diese gemacht zu haben. Warum? Abwarten …). Wieder am Kantienberg angekommen, traf ich eine nette Kameruner Wettschreiberin, mit der ich mich eine Zeit lang über dies und das unterhielt, bis dann altbekannte Gesichte am Horizont erschienen: Familie Barnickel war angekommen.

Als dann alle angemeldet waren, genehmigten wir uns nahe dem „UFO“ (dem Auditorium der Universität zu Gent), noch einen Snack und trafen dort dann die übrigen (deutschen) Teilnehmer und los ging es mit der Begrüßung. Ansprachen - begleitet von einem mehrsprachigen Powerpoint-Vortrag (der wunderbar aufzeigte, wie schwer es ist, für bestimmte Nuancen die richtigen Worte in einer Fremdsprache zu finden). Musik- und Tanzvorführungen sowie eine Flaggenparade der Delegationsleiter bestimmten das Programm. Unter Polizeieskorte (!) und hinter den Flaggen her liefen wir dann zurück zum Kantienberg, wo es im Atrium einen Empfang mit vielerlei Leckereien und lockerem Kennenlernen gab.

Abends streiften wir dann touristenmäßig (Hälse „verrenken“, fotografien, den Weg suchen) - eigentlich auf der Suche nach einem schönen Lokal - durch die Genter Altstadt. Bekanntschaft machten wir dort dann auch mit den durchaus gepfefferten Preisen Belgiens.

 

Sonntag, 14. Juli: Erneut am frühen Morgen (es war Sonntag!) aufgestanden, machten wir uns für das Wettschreiben bereit. Leider war der - bei besserer Veranstaltungsplanung vermeidbare - Stress für Annalena etwas viel; die Details erspare ich der Leserschaft.

Reichlich angeknackst kamen wir also zum Wettschreiben, aber um die PTV (bei der WM „Professional Word Processing“ genannt) haben Geli und ich uns dann sozusagen gedrückt; Annalena hatte zuvor schon die TBG („Text correction“) sausen lassen müssen. Davon ungeachtet - wie Texte waren sehr herausfordernd (neudeutsch für „schwer“) - machten wir uns über die Ergebnisse dementsprechend allesamt wenige Illusionen. Wettschreiben abgehakt; weiter zum Rahmenprogramm (weshalb wir - ehrlich gesagt - eigentlich nach Gent kamen)!

In Gent gab (und gibt) es so viel zu sehen, dass ich nachfolgend nur einige wenige Höhepunkte beschreiben kann. Da war zum einen die die einzige in Flandern erhaltene mittelalterliche Burg in romanischem Stil, um die sich mit den Jahrhunderten die moderne Stadt Gent gebaut hat. Zum anderen die Schifffahrt auf den innenstädtischen Grachten, von denen aus wir dutzende mittelalterliche, vor allem gotische Bauten bewundern konnten.

 

15. Juli: Am Vormittag besichtigten Andreas, Uwe und ich zunächst die drei Kirchen gegenüber unserem Hotel und hatten von einem der Kirchtürme einen kilometerweiten Blick auf Gent und Umgebung. Danach sammelten wir dann auch erst Annalena und dann Geli sowie Frau Stegner auf, die beide Steno geschrieben hatten und besichtigten weitere Teile der historischen Altstadt Gents. Höhepunkt war die Besichtigung der wunderbar erhaltenen Burg. Anschließend genehmigten wir uns in einem Café direkt daneben eine große Kaffeemahlzeit - Sightseeing ist ja so anstrengend … - und schmiedeten Pläne für den Abend.

 

Montag, 16. Juli: Der Vormittag gehörte der Nordseeküste in Ostende, einem der bekannten Strandbäder Belgiens. Barfuß am Stand entlang an/in der Nordsee flanierten wir also an der Küste entlang. Währenddessen richteten wir den Blick hinaus aufs Wasser, um die an der Strandpromenade gelegenen Bettenburgen, die sich bis zum Horizont erstreckten, möglichst nicht sehen zu müssen.

Zum Mittagessen waren wir dann nach Brügge gefahren, wo wir unter anderem das berühmte Beginen-Kloster besichtigten wollten. Aber Brügge hat so viele sehenswerte erhalten gebliebene mittelalterliche Gebäude, Gärten etc. zu bieten, dass wir erst einmal anderweitig beschäftigt waren. Mittags stärkten wir uns dann im Garten eines hübschen Restaurants, das direkt an einer der vielen Grachten Brügges gelegen war. Dort speisten wir leckere und liebevoll zubereitete Mahlzeiten und bekamen „dank“ der ständig vorbeifahrenden Schiffchen einen Eindruck, wie viele Touristen täglich in Brügge waren. Am Nachmittag dann fanden wir dann endlich zum Beginen-Kloster. Unterwegs erfreute sich vor allem Frau Stegner an zahllosen Schwänen, die dort das Gelände vor dem Kloster „unsicher“ machten.

Auf der Rückfahrt nach Gent war dann noch Abschied nehmen angesagt, da Uwe am nächsten Tag wieder zurück an seinem Schreibtisch sein musste. Das Geld für den Wettschreib-Urlaub muss ja verdient sein …

 

Dienstag, 17. Juli: Weil Frau Stegner lieber in Gent einen Pausentag einlegen wollte, fuhren Barnickels und ich „allein“ zum südlich von Brüssel gelegenen nach Wateloo. Das ehemalige Schlachtfeld, auf dem sich 1815 Napoleons (und damit Europas) Schicksal im Kampf gegen die Engländer und die Preußen entschied, ist heute wieder eine friedliche Ackerlandschaft. In neuen und alten Gebäuden waren die Ausstellungen untergebracht.

Im Besucherzentrum wurde uns mittels einer kurzen Dokumentation sowie dem Zusammenschnitt aus einem Spielfilm das damalige Geschehen anschaulich erklärt. Danach stiegen wir - wobei Annalena und ich unsere Höhenangst gut in Zaum hielten - dann auf die steile Treppe hinauf zum bekannten Waterloo-Löwen-Denkmal, von dem man in luftiger Höhe das gesamte Areal überschauen konnte. In einem weiteren Museumsgebäude ließen wir dann ein 360-Grad-Diorama der Schlacht auf uns wirken, bevor wir schließlich noch auf der anderen Straßenseite in einem ehemaligen Gasthaus noch diverse Artefakte der Schlacht, die Wachsfiguren aller Hauptakteure sowie eine Totenmaske von Napoleon besichtigten.

Als wir das Gebäude verließen brannte Sommerhitze mit voller Wucht auf uns herunter und überzeugte uns schnell, die Mittagspause gleich hier im Museumsrestaurant zu verbringen. Gesagt, getan - Annalena bestellte dann für uns auf bestem französisch (Waterloo liegt im wallonischen Teil Belgiens) das Essen und viel wichtiger, auch die Getränke.

So gestärkt beschlossen wir dann noch Brüssel einen Besuch abzustatten. Glücklich, direkt in der Innenstadt einen Parkplatz gefunden zu haben, begaben wir uns in das mit Touristen vollgestopfte historische Stadtzentrum, bewunderten erst die reichverzierten Stadthäuser und Paläste, um uns dann - wie alle anderen - darüber zu wundern, dass das „Manneken Pis“ so klein und unscheinbar ist (die Mona Lisa lässt grüßen …).

Dank des Feierabendverkehrs und tuckerten wir danach im Schneckentempo zurück nach Gent und träumten schon von Pizza und Pasta, die wir heute beim Italiener um die Ecke des Hotels essen wollten.

 

Mittwoch, 18. Juli: Vormittags besichtigten wir den Dom und bestaunten die kostbaren und wunderbar erhaltenen Artefakte aus vielen Jahrhunderten Kirchengeschichte, die es in der Krypta zu besichtigen gab. Dann kam das - so schien es - Wichtigste von alem: Den Laden mit der besten belgischen Schokolade finden, den es in Gent gab. Als Glückspilze brauchten wir nicht lange suchen, gleich schräg gegebenüber vom Hotel wurden wir fündig. Und wiederum gleich dort in der Nähe genehmigten wir uns dann noch - anstatt des Mittagessens - belgische Waffeln. Was halten Sie von einer riesig großen, lecker gebackenen Waffel mit zartschnelzendem Vanilleeis, köstlich anti-diätischer Sahne und - jetzt kommt's - Schokosauce aus geschmolzener belgischer Schokolade? LECKER!

Die Siegerehrung im UFO begann dann mit dem Einzug der - von Dudelsackspielern begleiteten - Delegationsleitern, die die Fahnen der Teilnehmerländer wieder hereintrugen. Zuvor konnten die wartenden Teilnehmer die WM-/Kongresswoche noch einmal sehr schön Revue passieren lassen („wir“ hatten von dem „offiziellen“ Kongressteil ja nur wenig mitbekommen).

Dann ging die eigentliche Siegerehrung los. Viele Wettbewerbe - vielfach rätselten wir, worum es ging bzw. worin sich z. B. diverse Steno-Wettbewerbe voneinander unterschieden - führten zu entsprechend vielen Siegerinnen und Siegern. Hier die Offenbacher/deutsche Kurzfassung:

Peter Dudziak vom StV Haltern wurde Weltmeister („Senior“/Erwachsenen-Klasse) in der Text production (Schnellschreiben), Angelika wurde hier 50. und ich 60. (bei 101 Wettbewerbsteilnehmern)

Annemarie Mersch (StV Dülmen) wurde Drittbeste (Senior-Klasse) in der Text Correction (ähnlich der TBG), ich kam auf Platz 31, Angelika auf Platz 39, Frau Stegner auf Platz 59 und Uwe auf Platz 60 (bei 82 Wettbewerbsteilnehmern).

Im Professional Word Processing (ähnlich der PTV) konnte Stefanie Wiele von der AWeStO Oldenburg in der Senior-Klasse den Vizeweltmeister-Titel und Konstantin Schwalm (StMV Neukirchen) den dritten Platz in der Juniors-Klasse („Jugendklasse“) erringen.

In der Stenografie (deutsch) erreichten Petra Platz 10, Frau Stegner Platz 26 und Uwe Platz 27 in der Senior-Klasse. Petra toppte dies aber durch den Weltmeistertitel im Mehrsprachen-Steno-Wettbewerb (mit bestandenem Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Interlingua), Uwe Schwab erreichte hier mit bestandenem Deutsch und Englisch Platz 13.

Aufgrund der Einzelergebnisse konnte sich Uwe dann in der Kombinationswertung immerhin noch Platz 50 sichern. Wir anderen hatten nicht genügend Wettbewerbe bestanden bzw. daran teilgenommen, um uns für die „Kombi“ zu qualifizieren.

Beim abschließenden Stadtrundgang waren wir alle froh schon gleich am Anfang die Stadt erkundet zu haben. Durch das alljährliche "Festival van Vlaanderen", einem großen Musikfestival, war die ganze historische Altstadt mit Bühnen, Veranstaltungstechnik, Dixieklos usw. zugebaut worden. Alle Besucher, die erst jetzt nach Gent kommen, haben Gent (zumindest dessen Architektur) verpasst!

 

Donnerstag, 19. Juli

An diesem Tag war Kofferpacken und Abschiednehmen angesagt. Das schwerste kam jedoch zuletzt, nämlich Frau Stegners großen Jaguar wieder heil aus der sehr beengten Hotel-Tiefgarage heraus zu bekommen. Das Ausparken wurde echte Millimeter-Arbeit, aber dank Andreas und mir sowie natürlich Frau Stegners fahrerischem Geschick ging alles gut!

Dann blieb uns nur noch: Auf Wiedersehen! Gent, hoffentlich bis bald …

 

Richard Schulz

 

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